Hauschronik
Weinhaus Schwaighofer
vormals Fagnerbräu
Zusammengestellt zur Hundertjahrfeier der Firma Max Schwaighofer im Jahre 1990 von Claus Janßen
Überarbeitet 1998
Das Weinhaus Schwaighofer in Bad Tölz
Das Weinhaus Schwaighofer befindet sich seit dem Jahr
1890 im Besitz der Familie Schwaighofer - Janßen. Die Hundertjahrfeier der Firma war der Anlaß für die intensive Erforschung der mehrhundertjährigen Geschichte dieses Hauses in der unteren Marktstraße in Bad Tölz.
Soweit sich die Historie in den verschiedenen Archiven zurückverfolgen läßt, wurden hier schon immer alkoholische Getränke hergestellt. Während heute Enzian,
Alpenkräuterlikör und der „Tölzer Leonhardischnaps“- ein klarer Kräuterschnaps - die wichtigsten Produkte des Hauses darstellen, war in früheren Jahrhunderten das Bier die
Haupterwerbsquelle der jeweiligen Hausbesitzer des sogenannten „Fagnerbräu“. Brauerei bzw. Brennerei waren von Anfang an mit einer eigenen Gastronomie verbunden,
früher im Stil eines gewöhnlichen Brauereigasthofes, beherbergt das Haus seit Max Schwaighofer ein Weinlokal mit gehobener Küche.
Das Braugewerbe in Tölz
Das Braugewerbe erlebte in Tölz zu Beginn des 16. Jahrhunderts einen unheimlichen Aufschwung. Ursprünglich war Wein das Hauptgetränk des Tölzer. Durch Erhöhung der Steuern auf Wein und eine
Verbesserung der Qualität konnte das Bier mehr und mehr den Wein aus den Wirtsstuben verdrängen. Um den großen Bedarf an Bier zu stillen, entstanden in Tölz im Lauf der Jahre 22 Brauereien. Bei
ihren Besitzern tritt häufig die Berufsbezeichnung „Bräu und Maurer“ auf. Bier konnte aus technischen Gründen nur in der kühleren Jahreszeit gebraut werden. Deshalb ergänzte sich der Beruf des
Bierbrauers ideal mit dem Beruf des auf wärmere Witterung angewiesenen Maurers. Beide Gewerbe waren zunächst in der Zunft der „Preu und Maurer“ zusammengeschlossen. Nach Differenzen wurden
die beiden Zünfte 1667 getrennt. 1670 und 1776 erhielten die Bräuer neue Zunftordnungen. Das für die Herstellung des Bieres benötigte Getreide wurde meist auf der Münchner Schranne erworben,
Hopfen kam aus Böhmen oder Spalt (Anbauversuche in Tölz zu Beginn des 17. Jahrhunderts blieben auf Dauer offensichtlich erfolglos), Brennholz und gutes Wasser war in nächster Nähe ausreichend
vorhanden. Von Anfang an waren die meisten Brauereien gleichzeitig Branntweinbrennereien. Aus Trebern, Bierhefe und dem nach dem Abstechen des Bieres im Faß verbleibenden trüben „Gelägers“
wurde durch Destillation sogenannter Bierbranntwein gewonnen. Für den „Fagnerbräu“, das jetzige Weinhaus Schwaighofer, ist bereits 1631 ein „Prennhauß“ urkundlich nachweisbar.
Nicht nur für Tölz, sondern auch für die umliegenden Klostergerichtsbezirke, Grafschaften und Hofmarken hatten die Tölzer Brauer das Monopol der Bierherstellung. Bereits im 17. Jahrhundert ließ
sich dieses Monopol jedoch nicht mehr behaupten. Selbst „unterthänigiste“ Eingaben beim Kurfürsten konnten die Errichtung von Brauereien in den benachbarten Klöstern nicht verhindern. Mit dem Floß
über die Isar gut zu erreichen, eröffnete sich den Tölzer Bierbrauern in München ein neuer Absatzmarkt. 1782 zum Beispiel wurden auf 109 Flößen 8730 Eimer Bier (ca. 5600 hl) nach
München versandt. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war es in der bayerischen Landeshauptstadt das
beliebteste Getränk. Eine bedeutende Rolle spielten dabei die für die Lagerung ausgezeichnet geeigneten Sommerkeller auf dem Mühlfeld.
Auf Dauer konnten die Tölzer der Konkurrenz der im Zeitalter der Industrialisierung immer größer werdenden Münchner Brauereien nicht standhalten. Besonders seit Mitte des 19. Jahrhunderts mußte
eine Brauerei nach der anderen ihr Sudhaus schließen. Während in der Grünerbrauerei als der letzten der Tölzer Brauereien die Tradition des Bierherstellung gewahrt bleibt, wird im Hause Schwaighofer
bis heute in über 350jähriger Tradition die Herstellung von Branntwein gepflegt.
Die Besitzer des Hauses
Familie Helffenrieder und Pächter Reiffenstuel
Für das Haus, wohl bald nach dem großen Brand 1453 erbaut, läßt sich erst für den Beginn des 17. Jahrhunderts ein Hausbesitzer eindeutig nachweisen: der aus einer angesehenen wappenführenden
Familie stammende Bierbrauer und Ratsherr Hanns Helffenrieder zusammen mit seiner Frau
Elisabeth. Vieles spricht dafür, daß bereits dessen Großvater, der „pierpreu und maurer“ Stephan Helffenrieder (I) und sein gleichnamiger Sohn (II) in diesem Haus ihr Gewerbe ausübten. Stephan
Helffenrieder (I) erscheint 1577 in einer Biersteuerabrechnung unter den damaligen vier Tölzer Bierbrauern. Er war verheiratet mit Barbara Rädlin und starb 1588. Sein prächtiger Grabstein befindet
sich im Besitz des Tölzer Heimatmuseums. Unterhalb der Inschrift ist ein Doppelwappen angebracht.
Ein Schild zeigt einen Elefanten, das andere ein eigenartiges Kreuz, vielleicht das Geheimzeichen einer „Bauhütte“ (Maurerloge)?
Der Sohn Stephan Helffenrieder (II) war innerhalb kurzer Zeit dreimal verheiratet: Zunächst mit Anna Pärtl, die bald im „Kindtl Peth“ starb, dann in zweiter Ehe mit der Hofbaumeisterstochter Anna
Reiffenstuel, schließlich mit einer geborenen Faster. (Vorname nicht bekannt.) Obwohl Bierbrauer, war er auch dem Wein nicht abgeneigt. Im Weinrausch verursachte er 1592/93 unabsichtlich den Tod
seines kurz vor der Hochzeit stehenden Bruders Gabriel. Dessen hinterlassene Braut erhielt von der Helffenrieder-Verwandtschaft als Entschädigung in einem Vergleich 140 Gulden.
Bei seinem Tod 1602/03 hinterließ Stephan Helffenrieder (II) seine Witwe und einen minderjährigen Sohn, bei dem es sich nur um den späteren Bierbrauer Hanns Helffenrieder handeln kann. Dessen
Vormünder verpachteten für ihr Mündel die Braurei an Abraham Reiffenstuel aus Gmund, den Sohn des Hofbaumeisters Hanns Reiffenstuel. Abraham Reiffenstuel hatte bei seinem Schwager Stephan
Helffenrieder (II) in Tölz das Brauhandwerk erlernt. Dennoch wollte ihn der Tölzer Magistrat nach vielen Schwierigkeiten erst als Bürger einlassen, als sein Vater Hanns Reiffenstuel durch seine hohe
Stellung bei Hofe einen entsprechenden Befehl des Herzogs Maximilian erwirkt hatte. Abraham Reiffenstuel heiratete 1604 die Weingastgebenstochter Anna Höckh. Später erscheint er als
Besitzer des Unterkerschbräus (jetzt Cafe Schuler). Als Mitglied des Inneren Rates war er 1625 auch als Beisitzer bei Folterungen zugegen. Bei seinem Tod 1656 hinterließ er sechs Söhne und sechs Töchter.
Um 1612 scheint Hanns Helffenrieder, nun volljährig geworden, die zwischenzeitlich verpachtete Brauerei selbst übernommen zu haben und eine Ehe eingegangen zu sein. 1613, bei der Geburt seines
ersten Sohnes, wird er als „Pierpreu“ bezeichnet. 1624 schloß er eine zweite Ehe mit der aus Weilheim stammenden Gastgebenswitwe Elisabeth Spensberger. Elf Kinder wurden in diesen beiden Ehen geboren.
Das Anwesen bestand damals aus der „Preusbehausung“ mit dem dazugehörigen Braurecht, allen
unteren und oberen Zimmern, Keller, Bad, Brennhaus, Hofstatt, Stadl und Stallung, einem Keller
vor der Brücke und einem Tuffsteinbruch hinter dem kurfürstlichen Schloß an der Osterleite. Wie viele Brauereien im Markt, war Helffenrieders Betrieb an die aus hölzernen Rohren, den „Wasserdeichen“
bestehende Wasserleitung angeschlossen und mußte dafür jährlich einen Gulden Rohrwasserzins zahlen. Die Qualität des Bieres wurde von den „Bierbschauern“ des Magistrats streng überwacht. Bei
der Überprüfung der Messgefäße wurde Helffenrieder mehrmals wegen zu großer Kannen bestraft. Zur Brauerei gehörte bereits eine Gaststube, wie wir aus einem Eintrag von 1620 im Trauungsregister
der Pfarrei Tölz folgern können: „... bei Hanß Helffetsriedern pierpreu stuelvest (Stuhlfest) und
hernach den 5. Juni hochzeit gehalten.“ Aus seinem Steinbruch lieferte Helffenrieder Tuffsteine an den Magistrat, z.B. 1629 für die Errichtung neuer Gefängnisse.
Dem wirtschaftlichen Aufschwung der Brauerei wurde durch den 30jährigen Krieg ein Ende gesetzt. Etwa ab 1622 stiegen die Lebenshaltungskosten in Bayern stark an. Der Getreidepreis für einen
Scheffel Weizen betrug 1612/19 8 bis 9 Gulden, 1629 zwischen 50 und 60 Gulden. Wegen drohender Hungersnot durfte nur ein Drittel der sonst üblichen Biermenge gebraut werden. Der Bierpreis stieg im
gleichen Zeitraum von 1 ½ Kreutzer auf 2 ½ Kreutzer. Kein Wunder, daß Hanns Helffenrieder hohe Kredite zur Deckung seiner Schulden aufnehmen mußte. 1629 und 1630 entlieh er beim Freiherrn
Johann Christoph von Preysing 2000 Gulden. Am 16. April 1631 mußte Hanns Helffenrieder, zu dieser Zeit Mitglied des äußeren Rates, „unumbgenglicher Notturfft wegen“ das Anwesen an seinen
Kreditgeber um 4300 Gulden verkaufen. Helffenrieder wohnte zunächst in seinem anderen, gleich anschließenden Haus (Metzgerei Ertl). Bei dessen Zwangsversteigerung 1646 war er bereits nach Freising verzogen.
Die Freiherren von Preysing
Der Käufer der Brauerei, Johann Christoph Freiherr von Preysing (I), von Altenpreising und Kopfsburg, Herr zu Hohenaschau, Söllhuben, „Reicherspeirn undSaxenkhamb“ war kurfürstlicher
Geheimrat und einer der höchsten Beamten unter Kurfürst Maximilian. Während des 30jährigen Krieges unternahm er mehr als 60 diplomatische Sendungen zu weltlichen und geistlichen Fürsten.
1627 kaufte er die Hofmark Reichersbeuern mit Sachsenkam, 1629 erhielt er Greiling als Entschädigung des Kurfürsten für seine treuen Dienste. Durch seine vielfältigen Tätigkeiten war er im
Isarwinkel wohl nur selten selbst anwesend und setzte als seinen Braumeister Thomann Clamer ein. Als die Tölzer Bierbrauer diesem das „Piersieden“ nicht gestatten wollten, drohte Preysing, seinen Einfluß
an „geherig ortten“ geltend zu machen, wenn er das mit dem Haus erworbene Brauerecht nicht ausüben dürfe. Preysing hatte außerdem andere Sorgen: Seit Juni 1630 war Schwedenkönig Gustav
Adolf in Deutschland, im Mai 1632 marschierten die Schweden in München ein, im September standen sich die feindlichen Heere bei Nürnberg gegenüber. Johann Christoph von Preysing erkrankte
auf dem Rückweg von einer Dienstreise nach Salzburg und verstarb am 23. November 1632 auf seinem Schloß Hohenaschau. „Das Schloß und Hofmarch Reichenspeyrn, Säxenkhamb und Greyling,
sambt ... Preuhauß und Stainbruch in dem Marckht Tölz“ vermachte Preysing seinem Sohn gleichen Namens.
Johann Christoph von Preysing (II) scheint nicht so gewissenhaft wie sein Vater gewesen zu sein, denn 1639 mußte der Magistrat wegen ausstehender Wassergilten und Steuern einen Boten zu ihm
schicken.
1643 verpachtete von Preysing die Brauerei an den Bierbrauer und Maurer Hanns Fagner. Die Bierbrauer wollten Fagners Frau Maria nicht in die Zunft einlassen, denn der erste Mann von Maria
Fagner, Melchior Valtermayr, früher Hauptamtmann in Tölz, soll bei der Hinrichtung von zwei „Malefüz Persohnen“ mit Hand angelegt haben und war wegen seiner brutalen Amtsführung fünf Jahre
des Landes Bayern verwiesen worden. Deshalb galt seine Witwe ebenfalls als unehrenhaft. Die Bierbrauer, die um den guten Ruf ihrer Zunft fürchteten, nahmen Maria Fagner erst auf herzoglichen
Befehl hin in ihre Zunft auf.
Die Familie Fagner gibt der Brauerei ihren Namen
1654 konnte Hanns Fagner die Brauerei von Johann Christoph von Preysing (II) um 3525 Gulden erwerben und sechs Jahre später seinem Sohn Christoph Fagner übergeben. Bis ins 19. Jahrhundert
hinein wurde die Brauerei nun „Fagnerbräu“ genannt. Christoph Fagner galt als zuverlässiger Bürger
im Markt Tölz. In Vormundschaftsangelegenheiten, bei Bruderschaften und der Brauerzunft erscheint er öfters als Rechnungsführer. Seine Frau Barbara, geb. Lochmann von Ellbach, gebar innerhalb von
15 Jahren 14 Kinder. 1709 übernahm der Sohn Franz Fagner um 6000 Gulden die Brauerei mit einigen Grundstücken. Im Übergabevertrag hatte sich sein nun 73jähriger Vater täglich drei Maß
„praunes pier“ und eine Maß Milch ausbedungen.
In der Nacht zum 10. September 1709 machte eine Feuersbrunst die Zukunftspläne des jungen
Fagnerbräus zunichte. In der Marktmühle des Albrecht Reiter ausgebrochen, legte das Feuer die Häuserzeile von der jetzigen Metzgerei Ertl bis zur Jägergasse hinauf in Asche. Um die
Brandbekämpfung machten sich besonders die Maurer und Zimmerleute verdient. Zwei Männer brachten die Akten des Marktes vorsichtshalber hinter der anschließend mit Mist bedeckten Kellertür
des (alten) Rathauses in Sicherheit. 17 Ledereimer, die bei den Löscharbeiten verloren gegangen waren, mußten vom Marktmüller ersetzt werden. Zwei Jahre lang waren die Brandgeschädigten von
der Mai- und Herbststeuer befreit. Franz Fagner, dessen auserwählte Braut nach dem Brand
plötzlich kein Interesse mehr an einer Heirat zeigte, mußte das Anwesen seinem Vater zurückgeben. Im Glauben, um seinen Besitz betrogen worden zu sein, lebte er zunächst ziellos in den Tag hinein.
Schließlich entschied er sich, in Schlehdorf Klosterbruder zu werden, verstarb aber noch vor dem Eintritt ins Kloster.
Balthasar und Rosina Sappl
1710 überschrieb der alte Fagner die Brandstatt seiner Tochter Rosina und ihrem zukünftigen Ehemann Balthasar Sappl von Erlach um 4000 Gulden. Sappl wurde am 31. Juli 1710 um 40 Gulden das
Bürgerrecht verliehen. Zur „bestreittung des Gersstenkauffs“ für die Brauerei und „beschlagung ihres hauswesens“ mußte das Ehepaar Sappl 400 Gulden Kredit aufnehmen. Der Vater Christoph Fagner
starb nach langem Erbstreit mit seinen anderen Kindern am 26. Mai 1715 im für damalige Zeiten erstaunlichen Alter von 85 Jahren. Bis zu seinem Lebensende soll er fromm und seiner Geistesgaben mächtig gewesen sein.
Das Ehepaar Sappl erscheint öfters in den Ratsprotokollen des Marktes Tölz: 1710 und 1721
wegen Beleidigung, 1719 wegen dritten Abmähen des Grases, das der Gemeindeweide vorbehalten ist, 1720 wegen unerlaubter Verwendung gemeindeeigener Pflastersteine, 1721 wegen überhöhten
Bierpreises und Ausschanks von noch „unbeschautem“ Bier, 1723 wegen Befahrung eines fremden Grundstückes und Beleidigung einer Kommission, die die Herdstätten im Markt zu beschreiben hatte,
1727 wegen Zurückhaltung eines Fasses Märzenbier bei Biermangel, 1737 wegen Aneignung eines kleinen Gemeindegrundes neben dem Märzenkeller im Mühlfeld.
Balthasar Sappl starb 1738 kinderlos, bald danach mußte seine Witwe den Braubetrieb einstellen. Der österreichische Erbfolgekrieg brachte die plündernden Panduren in den Isarwinkel und zog schlechte
wirtschaftliche Verhältnisse nach sich. Rosina Sappl war bei Verwandten, Mitbürgern, böhmischen Hopfenlieferanten, kirchlichen Stiftungen und Bruderschaften hoch verschuldet und konnte zuletzt
nicht einmal mehr die Schuldzinsen bezahlen. Sie starb im Oktober 1746, zwei Wochen nach Errichtung ihres zwölfseitigen Testaments. Darin hatte sie unter anderem bestimmt, in der Pfarrkirche,
Franziskanerkirche und Gruftkapelle insgesamt 170 Messen, die sie vierzig Jahre vorher verlobt hatte, lesen zu lassen. Für sich und ihren Ehemann Balthasar stiftete sie einen ewigen Jahrtag in der Pfarrkirche.
Wegen der hohen Schulden und zahlreichen Erben wurde ein 26 Seiten
umfassendes Inventar ihres Vermögens aufgestellt, womit zehn Personen drei Tage lang beschäftigt waren. In diesem hochinteressanten Dokument sind neben den Schuldforderungen alle Grundstücke und
Gebäude mit der Haus-, Brauerei-, Brennerei- und Kücheneinrichtung bis ins Detail beschrieben. An Räumen werden erwähnt: untere Wohnstube mit sechs Tischen, „Kuchl“,
Küchenkammerl, unteres Stüberl, „Flöz“ (Hausgang), Biergewölbe, „Prandtwein-Prennhaus“, „Preuhaus“ mit wertvoller kupferner Braupfanne, im 1. Stock das Anherrn-Stüberl, Weilheimer Stube,
Reiterkammer, mittlere Stube, Ehehalten-Kammerl, Hausgang, im 2. Stock die Zechstube mit fünf Tischen und neun Bänken, Nebenkammer, Lederer-Stube,
Fleischkammer, „Traidtkassten“, Märzenkeller. Das Vermögen wurde auf 6566 Gulden eingeschätzt, dem Schulden von knapp 5000 Gulden gegenüber standen.
Thomas Huppenberger und Jakob Hann von Walleiten
1747 verkaufte die Sappl’sche Erbengemeinschaft den Besitz an den
Bräuknecht Thomas Huppenberger von Huppenberg um 5000 Gulden. Für 60 Gulden wurde Huppenberger als Bürger und Brauer aufgenommen. Er
heiratete die Bauerntochter Elisabeth Sappl von Schnaitt, starb jedoch ein halbes Jahr nach seiner Hochzeit.
Seine Witwe heiratete im Juni 1748 Jakob Hann von Walleiten. Jakob Hann war 1742 mit seinem Bruder Simon beim Vergeltungsschlag der Bauern gegen die auf österreichischer Seite stehenden
Panduren beteiligt, die im Isarwinkel schrecklich gewütet hatten. Nach der Ermordung des Adjudanten Gondola an der Zwieselbrücke im Zellerwald kamen die beiden Brüder in den Besitz von Gondolas
Schwert und seiner silberbestickten Handschuhe. Angeblich mit dem erbeuteten Geld sollen sie sich in Tölz eingekauft haben. Simon Hann wurde 1745 Bucklbäck (zuletzt Bäckerei Aschenbrenner),
Jakob Hann 1748 Fagnerbräu. Das Schwert wurde im 19. Jahrhundert in der Mauer zwischen
den beiden Weinstuben des jetzigen Weinhauses Schwaighofer gefunden und trägt die Umschrift: „Ich halte Gravität, Marschire Schritt vor Schritt, Komm ich an einen Feind, So mach ich einen Schnitt.“
(Das Schwert wurde bei der letzten Pandurenausstellung im Bürgerhaus gestohlen!)
Obwohl er als Bauernknecht erst die Bierbrauerei erlernen
mußte, gelang es Jakob Hann innerhalb kurzer Zeit, einen wirtschaftlichen Aufschwung der Brauerei herbeizuführen. Nach und nach konnte er alle auf dem Anwesen haftenden
Schulden zurückbezahlen und sogar noch einige Grundstücke im Bruckfeld und an der jetzigen Säggasse dazukaufen. Wie seine Vorgänger, betrieb er neben der Brauerei Vieh- und Landwirtschaft.
1753 wurde er um vier Pfund Pfennige bestraft, weil er in seiner Wirtsstube die Musikanten sonntags
bereits vor dem Gottesdienst aufspielen ließ. 1762 übertrat er die „Bierlosordnung“, eine Regelung,
die abwechselnd immer nur zwei bestimmten Bierbrauern das Ausschenken von Märzenbier im Sommer erlaubte. 1768 übertrug man Hann die Aufgabe, vier oder fünf gemeindeeigene „Springstier“
auf den Stiergründen gegen eine jährliche Vergütung von 20 Gulden zu halten. Jakob Hann trank selbst gern eine oder mehrere Maß Bier: „Als er beim Oßwaldbräu beim Märzenbier gewesen“, bezeichnete
er die Ratsherren als „Baadhuren“ und „Hundsschwänz“. Da dies im Rausch geschehen war, wurde er relativ milde bestraft.
Drei Generationen der Familie Faist
Hanns erste Frau Elisabeth starb 1779, er selbst 1782. Seiner Tochter Elisabeth hatte Jakob Hann 1774 den Schaftlerbräu gekauft, von den 10000 Gulden Kaufsumme 6000 Gulden bar (!) bezahlt. Die
Tochter Elisabeth heiratete den Bierbrauer Melchior Faist (IV). Die Familie Faist war seit 1667 in Tölz ansässig. (Innerhalb von 250 Jahren besaßen Mitglieder dieser Familie acht verschiedene Tölzer Brauereien.) Zunächst betrieben die
Eheleute Faist den Schaftlerbräu, zogen nach dem Tod von Jakob Hann in den Fagnerbräu um und verkauften den Schaftlerbräu an
ihren Schwager Thaddäus Steinbrecher. Von seinem Schwiegervater hatte Faist die Haltung der Gemeindestiere übernommen. Wegen ungenügender Pflege und Düngung der
Stiergründe wurde er jedoch 1785 als „Stifter“ (Pächter) der gemeinen Stiergründe abgelöst.
1789 beantragte Faist beim Magistrat, am Ellbach eine „Bierkühlmaschine“ errichten zu dürfen, wie
sie der Kolberbräu bereits seit einigen Jahren besaß. Über die Wirkungsweise dieses Gerätes ist leider nichts bekannt.
Melchior Faist (IV) starb im Mai 1805 „an einem Krebs Schaden“. Seine Witwe Elisabeth führte den
Betrieb fort und übergab ihn 1817 an ihren Sohn Melchior Faist (V) für eine Übergabssumme von
19000 Gulden. Bierschulden Münchner Wirte beim Fagnerbräu zum Zeitpunkt der Übergabe in Höhe von 1500 Gulden belegen Geschäftsbeziehungen in die Landeshauptstadt. Melchior Faist mußte seine
Mutter, die aus dem Haus in eine Mietswohnung zog, und seine sechs Geschwister mit hohen Abfindungssummen hinauszahlen. Obwohl Faists Eltern jahrelang mit den Nachbarn beim
„Schopperlederer“ (jetzt Schuhaus Mayr) in Streit lebten, heiratete er 1817 deren Tochter Anna Maria, geb. Glonner. 1824 starb Anna Maria Faist bei der Geburt des sechsten Kindes im Alter von 32
Jahren. Mehrere Grabtafeln an der Fassade der Franziskanerkirche erinnern noch an Mitglieder dieser Familie. So steht auf dem Grabstein des 1828 verstorbenen Sohnes Andreas: „Andreas Faist der
holde Knabe, ach modert nun in diesem Grabe. Gern hätte er in unschuldsvoller Freude noch lange bei dem Vater hier gelebt. Doch schläft er nun an seiner Mutter Seite, indes sein Geist vor Gottes Throne schwebt.“
Melchior Faist (V) starb 1836 nach längerer Krankheit an Magen- und Leberverhärtung. Andreas Höfter, Klammerbräu, und Franz Roth, Hacklbräu (jetzt Hindenburgstraße) übernahmen die
Vormundschaft über die zwei noch lebenden minderjährigen Söhne Melchior (VI) und Anton Faist
und verpachteten die Brauerei an deren Onkel Jakob Faist. Der ältere Bruder Melchior wurde vom Vormund Höfter ein Jahr lang in der Lehre „gehalten“, später auf Wanderschaft geschickt. Der jüngere
Anton lernte zunächst Metzger, dann ebenfalls Bierbrauer. Sein noch erhaltenes Wanderbuch zeigt Einträge von Orten zwischen Tölz, Mannheim, Hamburg, Lübeck, Berlin, Dresden .....“
1839 mit 21 Jahren volljährig geworden, übernahm Melchior Faist (VI) den Fagnerbräu und heiratete im Jahr darauf Margaretha Heiß, Bauerntochter von Ohlstadt. Bei einem Anwesenswert von 24400 Gulden mußte er seinen Bruder Anton mit 9000
Gulden hinauszahlen, mit weiteren 3000 Gulden war der Besitz für andere Verwandte belastet. Melchior Faist hatte keine Gelegenheit mehr, seinen
Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Bereits 1842 starb er vierundzwanzigjährig an Luftröhrenschwindsucht. Seine Witwe mußte die Brauerei
verkaufen. Faists Bruder Anton wurde später Restbräu (Sporrerhaus), schließlich Bürgerbräu (später Rathaus, jetzt Heimat- und Bürgerhaus).
Georg Murböck, Peterbauer von Oberfischbach
Neuer Besitzer des Fagnerbräus wurde Georg Murböck, Peterbauer in Fischbach und zugleich Unterkerschbräuer in Tölz (Cafe Schuler). Murböck verkaufte den Unterkerschbräu unter Vorbehalt
einiger Grundstücke an den Metzgermeister Murhammer und betrieb nun das Brauhandwerk im Fagnerbräu. Für das Brauwesen waren schlechte Zeiten angebrochen. Die kleinen Tölzer Brauereien
konnten mit der Industrialisierung der Münchner Großbetriebe nicht mithalten.
Eine Brauerei nach der anderen mußte den Betrieb einstellen. Murböck versuchte, sich mit Grundstücksverkäufen über Wasser zu halten. Bei seinem Tod 1852 hinterließ er sieben minderjährige
Kinder, seine Frau Anastasia folgte ihm zwei Jahre später ins Grab. Die Vormünder der Kinder mußten den Fagnerbräu mit 23 Tagwerk und das Peterbauernanwesen mit 163 Tagwerk Grund an die
Murböck’sche Gläubigergemeinschaft verkaufen. Den Fagnerbräu erwarb 1856 der Schaftlerbräu Johann Pauli, verkaufte ihn bereits ein Jahr später mit einem Teil der Grundstücke an Josef Zörnlein, Gastwirt von München.
Familie Zörnlein, später Baur
Zörnlein verzichtete auf die wirtschaftlich uninteressant gewordene „real radizierte Braugerechtigkeit“, betrieb die Gastwirtschaft aber weiter und baute die Brennerei aus. 1864 starb Zörnlein plötzlich im
Alter von 34 Jahren. Seine Witwe Maria, Mutter von vier minderjährigen Kindern, heiratete daraufhin Balthasar Baur, Braumeister von Ettal. Er errichtete im Rückgebäude eine Essigfabrik über drei
Stockwerke und verlegte die Brennerei in den nun eingewölbten früheren Stall. In drei Brennblasen mit Raumgehalten von ca. 760, 460 und 300 Litern wurde Hochprozentiges erzeugt. Neben der
Gastwirtschaft waren auch einige Fremdenzimmer im Haus untergebracht.
1868 kamen die Turner des Turnvereins Jahn beim „Zörnlein“ mit einer Menge interessierter Tölzer Bürger zusammen und gründeten hier in der Gaststube die freiwillige Feuerwehr Tölz.
In die Wirkungszeit von Balthasar Baur muß auch die Umgestaltung des Vorderhauses fallen. Etwa um 1880 wurden der weit in die Straße reichende Dachgiebel alpenländischen Stils und das mit
Holzschindeln gedeckte Dach durch ein nun um 90 Grad gedrehtes hohes Ziegel- bzw. Blechdach ersetzt. Im Erdgeschoß verschwanden die alten Stubenfenster. Neue, zur damaligen sogenannten
Gründerzeit moderne Schaufenster und Ladeneingangstüren links und rechts des Hausganges bestimmten von nun an das Bild der Fassade. Eine Umgestaltung solcher Art war damals kein Einzelfall
in der Marktstraße und ist bei einigen Häusern auch heute noch zumindest teilweise feststellbar. Das ländliche Erscheinungsbild der Häuser wollte man dem Zeitgeschmack entsprechend durch städtisch
wirkende Fassaden abändern. In dem linken Laden war zunächst Uhrmacher Lang, dann Uhrmacher Richter in Miete. Rechts des Hausganges befand sich im vorderen Teil der jetzigen großen Weinstube
der Wein- und Spirituosenladen mit Eingang zwischen den zwei Schaufenstern an der Marktstraßenseite. Die Stube schloß sich im hinteren Teil der jetzigen großen Weinstube an. In der
heutigen kleinen Weinstube war die Küche mit Fenstern zum Hof untergebracht.
Nach Balthasar Baur’s Tod 1882 führte seine Witwe das Geschäft fort, verkaufte es schließlich 1890 an Max Schwaighofer und seine Frau Josefine.
Familie Schwaighofer - Janßen
Max Schwaighofer, Kaufmann aus München, war 1855 in Deggendorf geboren. Max und Josefine Schwaighofer hatten am 21. Januar 1890 in München geheiratet und wollten sich nun hier in Tölz
selbständig machen. Das Ehepaar Schwaighofer übernahm den bestehenden Betrieb der Witwe Baur zum 16. Juni 1890. Neben den Zahlungsmodalitäten und verschiedenen alten Dienstbarkeiten wird im
Kaufvertrag das Inventar teils recht genau beschrieben. Unter anderem heißt es hier:
„Laden: Ladenpudel, zwei große Stellen, Wandetagere, Auslagstellage samt Flaschen, kleine Ständer und Kübel, fünf große und 12 kleine Faß, Schankkessel, Maase etc. Gläser, Lampe, Schild „feste
Preise“, Sessel etc.
Stube: 4 Tische mit den dazugehörigen Bänken und Stühlen, 1 Spiegel, 5 Bilder, 1 Uhr, 3 Lampen, Leuchter, 24 beschlagene Halbegläser, 6 Wassergläser, 24 Weingläser, 18 Champagnergläser, 12
geschliffene Gläser zum Schoppenwein, 1 Essig und Öl, 12 Maßkrüge, Salz und Senftgeschirr etc. 12 Chinasilberne Eßlöffel, 12 Kaffeelöffel, 1 Vorlegelöffel, 24 paar Bestecke, 18 Untersätzl.
Küche: 1 großer Glaskasten. 3 Anrichten, 1 großer Tisch, 1 Christus, 1 Schüsselkorb, 2 Rahmen, 12 Stück Kupfergeschirr, 12 zinnene Datzen, 30 Suppen und Speiseteller, 24 Prod- und Dessertteller,
Kaffeemühle, 40 Stück blechenes und irdenes Geschirr, Kaffeegeschirr, 5 Pfannen etc.“
An die sonst noch relativ schmucklose Fassade ließ der neue Hausbesitzer schreiben: „Essig, Branntwein & Liqueur-Fabrik v. Max Schwaighofer v. B. Baur z. Zörnlein“
1896 wurde im Hof eine ebenerdige Küche angebaut, die bisherige Küche nach Plänen des Münchener Architekten Gabriel von Seidl mit einer Stuckdecke versehen und zu einer Weinstube
umgestaltet. Meistgetrunkener Wein war damals der Tiroler. Max Schwaighofer fuhr einmal im Jahr nach Bozen, um dort Weine zu verkosten und faßweise zu bestellen. Zu seinen Gästen in der
Weinstube gehörten neben Einheimischen und Kurgästen zahleiche berühmte Opern- und Operettensänger, die Schwaighofer gerne selbst auf dem Klavier begleitete. In alten Gästebüchern
befinden sich viele Einträge dieser illustren Gesellschaft.
1906 wurde auch die Fassade des Weinhauses neu gestaltet. Von Seidl entwarf zwei auf Steinsockeln stehende lebensgroße Figuren, die jeweils einen Hut und ein Glas Wein in Händen halten. Dazwischen
steht der Hausspruch:
„VIVAT zur Rechten, VIVAT zur Linken, redliche Freundschaft versüßet das Trinken.“
Das Fresko wurde ausgeführt von Professor Herterich. Bescheiden bezeichnete sich der Architekt des Bayerischen Nationalmuseums, des Künstlerhauses am Lenbachplatz, der St. Anna Pfarrkirche in
München und der Fassaden des Marienstiftes und des früheren Rathauses im Gästebuch der Weinstube bescheiden als „G. Seidl - Hausmaurer“.
1918 mußten die drei Kupferkessel in der Brennerei an die Heeresverwaltung zur Deckung des Materialbedarfes des 1. Weltkrieges abgeliefert werden, konnten jedoch bald durch zwei neue ersetzt
werden. Meistgebrannter Schnaps war damals Bierschnaps, der aus Brauereirückständen gewonnen wurde.
1925 übergaben Max und Josefine Schwaighofer das Anwesen ihrer ältesten Tochter Maria und deren Ehemann Josef Janssen aus Wattenscheid. Immer noch befand sich der Wein- und Spitiuosenladen im vorderen Teil des großen Lokals. Um in der Weinstube mehr
Platz zu gewinnen, wurde Anfang 1925 das Geschäft in den links vom Hausgang gelegenen, bisher vermieteten Laden verlegt. Durch die Einbeziehung eines Teiles
des Hausganges erhielt der Laden seine heutige Größe. Im Lokal wurde eine nach oben führende Treppe entfernt und zwei große Fenster mit Segmentbögen zur
Marktstraße hin eingebaut. Die nun vergrößerte Weinstube wurde nach Plänen des Tölzer Architekten Sigmund Eggenberger mit den östlichen Mauernischen und
Sitzbankgruppen davor völlig neu gestaltet und am 2. Mai feierlich eröffnet. Auch das neue Gewerbeschild mit der goldenen Traube fand damals seinen Platz über dem Eingang an der Marktstraße.
Die Weinstube wird verpachtet
Max Schwaighofer starb 1930, sein Schwiegersohn Josef Janssen 1937. Maria Janssen, nunmehr Witwe, sah sich nun nicht mehr in der Lage, die beiden großen Geschäftsbetriebe, Ladengeschäft und
Weinstube, gemeinsam zu führen, worauf sie 1938 das Lokal an Frau Martha Büchte aus Nürnberg verpachtete. Am ersten Tag als Tölzer Gastronomin fiel diese die Kellertreppe hinab. Insgesamt 22
Jahre führte Martha Büchte das Weinlokal im Stile einer unauffälligen, gepflegten Gastlichkeit. Als im Frühjahr 1945 die Städtische Oberrealschule als Lazarett beschlagnahmt wurde, diente die große
Weinstube als Schulzimmer. Beim Einmarsch der Amerikaner am 1. Mai 1945 wurde die große Weinstube durch eine vom westlichen Brückenkopf abgefeuerte Panzergranate vollständig zerstört.
Erst nach zähem Ringen von Hausbesitzerin Maria Janssen um jeden benötigten Kubikmeter Holz für die Einrichtung, konnte die große Stube 1948 nach Plänen von Professor Hillerbrand wieder eröffnet
werden. In der Zwischenzeit wurden die Gäste in der rückwärtigen kleinen Weinstube, teilweise sogar im breiten Hausgang versorgt. Im April 1960 ging Martha Büchte 79jährig in den Ruhestand. Ihr
folgten kurzzeitig die Pächter Bock und Johannsmann.
1963 übernahmen Eduard und Victoria Römer das Weinlokal. Der Chef, zuvor in Venezuela tätig, kochte selbst. Seine Gerichte der französischen Küche, vor allem sein Chateaubriand, galten als
Geheimtip unter Schlemmern aus dem Großraum München. Seine selbst zubereiteten Pommes frites waren damals noch eine Rarität in Bad Tölz. Eduard Römer übernahm später mit seiner zweiten Frau
Margit in Heilbrunn das Gästehaus Oberland.
Ab Mai 1975 führten Günther und Elfriede Mühlberger aus Reit im Winkl die Weinstube Schwaighofer. Auch hier kochte der Chef selbst, seine französiche und schweizer Küche genoß unter Kennern einen
ausgezeichneten Ruf. Seele des Restaurants war Frau Mühlberger, die ihre Gäste einzigartig bediente. Völlig unerwartet und viel zu früh verstarb sie im September 1997 an den Folgen einer Gehirnblutung.
Sie hinterließ eine Lücke, die nicht zu schließen war. Als Pächter folgten1998 Marianne Kipfmüller mit Sepp Mair, 2001 Wolfgang Kirner mit seinem Bistro Raphael.
1972 verstarb im Alter von 81 Jahren Frau Maria Janssen. Ihr Sohn
Karl, seit Kriegsende im Betrieb tätig, führte von nun an mit seiner Frau Elisabeth die Enzianbrennerei und Weinhandlung. Eine große Auswahl an Weinen und Spirituosen aus aller Welt erwartet heute den Kunden.
Zu den seit Jahrzehnten hergestellten Hausspezialitäten Gebirgsenzian „Edelwurz“, Tölzer Alpenkräuterlikör und „Kronewitter“ Gebirgswacholder gesellte sich der Tölzer Leonhardischnaps, ein klarer Kräuterschnaps.
Die Tradition der Herstellung von hergestellten Schnäpsen und Likören in eigener Brennerei und der Weinhandel werden jetzt von Claus Janßen und seinem Neffen Hannes Janßen fortgeführt.
Im Herbst 2002 wird der vordere Teil der Weinstube zu einem neuen Verkaufsraum umgestaltet. Großzügig können jetzt das Angebot an Spirituosen aus eigener Herstellung, zahlreiche Spirituosen aus
aller Welt und das umfangreiche Weinsortiment aus Deutschland, Italien, Spanien, Portugal, Frankreich und Übersse präsentiert werden. Immer stehen veschiedene Weine zur Verkostung bereit. Der Kunde
soll sich bei Schwaighofer wohlfühlen, treu dem alten Hausspruch:
„VIVAT zur Rechten, VIVAT zur Linken,
redliche Freundschaft versüßet das Trinken.
|